Tierschutz-Streuner
Knicköhrchen, eine besondere Geschichte
Knicköhrchen hat uns, das sind Sandra und Sylvia (Tierschutz-Streuner) sowie Julia (KIS Ruhr e.V.), und ein paar hilfsbereiten Menschen aus der Nachbarschaft eine Weile auf Trab gehalten.
Zum ersten Mal gesichtet wurde Knicköhrchen zu Beginn der Sommerferien an einer zweispurigen Straße ohne Bürgersteig und mit Buslinienverkehr. Völlig unbeeindruckt spazierte der Kater über den Seitenstreifen neben der Straße und erschreckte sich nicht, wenn ein Auto oder Bus vorbeikam. Schnell vermuteten wir, dass Knicköhrchen ausgesetzt wurde, weil er taub und blind sein muss. Daneben ging er auffallend schwerfällig, hatte einen tiefhängenden Bauch wie ein kastrierter Kater, und eben zurückgezüchtete Knicköhrchen (sog. Faltohren), was ihm seinem Spitznamen einbrachte.
Das Gangbild und seine optische Erscheinung führte uns zu der Annahme, dass es sich bei diesem Tierchen um einen Scottish-Fold Kater handeln könnte, mit seinen leider verbreiteten rassetypischen gesundheitlichen Problemen.
Zusammen beschlossen wir, den Kater schnell aus der Gefahrensituation entlang der Straße zu bringen und vor allem tierärztlich untersuchen zu lassen.
Da wir in unserer ländlichen Umgebung mit vielen Versteckmöglichkeiten nicht genau wussten, wo er sich meistens aufhielt, war etwas Fantasie und Mühe nötig.
Wir richteten eine erste Futterstelle ein und befragten Nachbarn. Auch bei Facebook meldeten wir ihn als Streuner, aber niemand meldete sich.
Bei unserer Futterstelle stellte sich nach ein paar Tagen heraus, dass wir dort keinen Kater fütterten, sondern lediglich die umliegenden Raben, die sich lautstark über die jeden Abend bereitgestellten Leckereien hermachten, gut zu sehen auf der eingerichteten Wildtierkamera.
Daneben wurde Knicköhrchen immer wieder entlang der Straße gesichtet bei seinem gefährlichen Balanceakt zwischen Fahrbahn und Grünstreifen. Einerseits waren wir froh, dass es ihm gut geht, andererseits war klar, dass er dort nicht bleiben kann.
Wir trafen auf den Nachbarn Detlef K., der uns seinen Garten und seine Hilfe zur Verfügung stellte, Knicköhrchen zu füttern und einzufangen. Dies gelang uns auch nach ein paar Tage mit viel Geduld.
Sofort brachten wir Knicköhrchen zu einer Tierärztin. Die Überraschung war groß, als sich bei der umfassenden Untersuchung herausstellte, dass unser Knicköhrchen gar kein Kater, sondern eine Katze ist – und noch größer war die Überraschung, dass Knicköhrchen Milch geben konnte. Dies war ein Hinweis darauf, dass Knicköhrchen vor kurzem Kitten bekommen haben musste!
Nun war wieder Eile geboten, denn die Kitten waren jetzt allein da draußen. Also blieb uns nichts Anderes übrig, als Knicköhrchen wieder am Fundort (im Garten von Detlef K.) freizulassen, wo sie dann sofort in ein anderes entfernteres Grundstück flüchtete, vermutlich weil dort die Kitten waren. Die Such- und Hilfsaktion startete von Neuem, nun aber für eine kleine Katzenfamilie.
Erneut mussten Nachbarn befragt werden und es wurde nun an anderer Stelle eine Futterstelle eingerichtet.
Sandra und Detlef machten sich erneut auf die Suche und trafen auf einen weiteren Nachbarn, der uns wissen ließ, dass unser gesuchtes Kätzchen sich bei ihm sehr wohl fühlt und die Kitten im Schuppen nebenan zur Welt gebracht hatte.
Zum zweiten Mal wurde eine Katzenfalle aufgestellt und innerhalb von wenigen Stunden tappte sie hinein, da sie dem Thunfisch von Detlef nicht wiederstehen konnte.
Die gesamte Katzenfamilie wurde nun in die Obhut von Julia genommen und wurden zunächst in einem eigenen Katzenzimmer untergebracht.
Dort können alle zur Ruhe kommen und die Kitten sich zu starken Tigern entwickeln. Alle 3 Katzen werden zu gegebener Zeit zur Vermittlung stehen. Interessenten melden sich dazu gerne an KIS Ruhr e.V.